Andreas Beck (vorne) muss sich am Ende den Leipzigern um Bernardo beugen. Foto: AFP

Der VfB hat Vizemeister Leipzig beim 0:1 kaum zur Entfaltung kommen lassen. Am Ende gibt es aber keine Punkte. Das löst nach der fünften Niederlage im fünften Auswärtsspiel Kritik aus.

Stuttgart - Es verrät ein bisschen was über das Wesen des Hannes Wolf, dass quasi in die Grundausstattung seiner Mimik ein Lächeln integriert ist. Der VfB-Cheftrainer ist eben ein positiv denkender Charakter, was sich meist auch an seinem Gesicht ablesen lässt. Doch Wolf kann auch anders: Etwa dann, wenn wie nach dem Spiel in der Arena der Roten Bullen aus Leipzig zwar leichte, sich jedoch hartnäckig verfestigende Kritik an jenem Konstrukt aufkommt, welches der Trainer „den Matchplan“ nennt. Dann ist Hannes Wolf auch mal weniger amüsiert.

Im Kern ging es nach dem 0:1 bei RB Leipzig durch ein Tor von Marcel Sabitzer (23.), welches die fünfte Niederlage im fünften Auswärtsspiel der Stuttgarter bedeutete, um die Frage, wie viel Mut ergo wie viele offensiv ausgerichtete Profis das Spiel des Aufsteigers verträgt. Zumal im Stadion eines Gegners, der nicht zur Laufkundschaft der Liga gehört, sondern mit Spitzenkönnern wie Naby Keita, Emil Forsberg, Timo Werner und Co. „eine Mannschaft auf Champions-League-Niveau besitzt und daher viel weiter ist als wir“, wie es Verteidiger Andreas Beck formulierte.

„Es ist ja nicht so, dass wir nie vorne waren. Wir waren nicht destruktiv“, erklärte Hannes Wolf, der es abermals (erfolglos?) mit einer sehr defensiven Formation probiert hatte. So gehört die obligatorische Dreierkette, die sich bei diesmal nur 42 Prozent Ballbesitz meist zu einem Fünferriegel zusammenschloss, beim VfB inzwischen zum Standard. Davor hatte der VfB-Coach vor 42 558 Zuschauern in Leipzig eine weitere Kette mit Orel Mangala, Santiago Ascacibar und Dzenis Burnic arrangiert. Die eigene Offensive bestand dagegen formal in Simon Terodde, dem es nicht gelang, die Bälle vorne festzumachen, und in Takuma Asano lediglich aus zwei Spielern.

Asano trifft per Hacke nur den Pfosten

Und tatsächlich, das muss man den Stuttgartern zugestehen, besaßen sie am Ende gegen den Vizemeister trotzdem ein Plus an Chancen – und hätten in der 56. Minute durchaus ausgleichen können. Das war, als der stark verbesserte, von der Reservebank in die Startelf zurückgekehrte Japaner Asano („Wir haben ihm die Tür aufgemacht – und er ist durchgegangen“, sagte Wolf) nach Zuspiel von Beck per Hacken-Verlängerung nur den rechten Pfosten des Leipziger Tors traf.

„Wir haben den Gegner maximal gefordert. Deshalb mache ich meiner Mannschaft ein großes Kompliment“, sagte Hannes Wolf über sein Team, das bei den Leipzigern, die noch in der Vorwoche Borussia Dortmund die erste Heimniederlage nach 41 Spielen beigebracht hatten, die gewohnte Kombinationsfreude unterband.

Letztlich aber ist gerade der Profifußball ein Ergebnissport. Und wer nach fünf Gastspielen auf des Gegners Platz weiter ohne Punkte dasteht, wer nach neun Bundesligaspielen gerade mal sechs Tore erzielt hat, der wird für sich nicht reklamieren, alles richtig gemacht zu haben. Auch wenn es Lob für die eigene „ordentliche Performance“ (Beck) gibt, weil große Teile des Matchplans aufgegangen sind. Verloren ist verloren. „Wir wissen, dass wir mehr Tore schießen müssen“, sagte Wolf – ergänzte aber: „Wir sind in vielen Dingen auf dem richtigen Weg.“

Doch mehr als drei Spieler betraut der 36-Jährige auswärts erst dann mit Offensivaufgaben, wenn sein Team bereits zurückliegt. Das war in Leipzig nicht anders als zuvor etwa auf Schalke oder in Frankfurt. „Leipzig war nicht so fokussiert“, hatte etwa der Routinier Holger Badstuber angesichts der Tatsache erkannt, dass RB nach dem Heimerfolg in der Königsklasse über den FC Porto nun in Liga und Pokal auf den FC Bayern trifft. „So eine Chance muss man dann auch mal nutzen.“ Tatsächlich gibt es ungünstigere Momente , um in Leipzig vorzuspielen, als ihn der VfB am Samstag erwischte. Und so klang es fast wie eine Entschuldigung, als der RB-Coach Ralph Hasenhüttl die eigene Leistung als „sehr zäh“ einstufte und um Verständnis beim Heimpublikum bat: „Wir können nicht alle drei Spiele ein Spektakel abliefern.“

Im DFB-Pokal geht es auf den Lauterer Betzenberg

Kehrt also künftig ein bisschen mehr Offensivgeist, mehr Mut ein beim VfB? Zumal sich die kommenden Gegner anders als Leipzig nicht zu den Top drei des deutschen Fußballs zählen dürfen. So geht es am Mittwoch (18.30 Uhr) in der zweiten Runde des DFB-Pokals zum Kellerkind 1. FC Kaiserslautern. „Das hört sich nach zweiter Liga an. Da wissen wir noch genau, was uns erwartet“, sagt Hannes Wolf vor dem Gang auf den Betzenberg. In der Bundesliga empfängt man dann am Sonntag (18 Uhr) den SC Freiburg zum Baden-Württemberg-Derby, ehe es eine Woche darauf zum Hamburger SV, einem weiteren direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenverbleib geht. Drei Möglichkeiten also, um auch mal die eigenen Qualitäten im Toreschießen unter Beweis zu stellen.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

lade Widget...

Tabelle

lade Widget...
Komplette Tabelle