Daimler-Chef Dieter Zetsche und die künftigen E-Autos: Wie viele Jobs werden noch gebraucht? Foto: dpa

Der Daimler-Konzern sagt den Mitarbeitern langfristig sichere Jobs zu. Doch gerade bei Daimler zeigt die Erfahrung, dass solche Garantien einen Stellenabbau nicht verhindern, sondern nur verteuern, meint unser Kommentator Klaus Köster.

Stuttgart - Daimler-Chef Dieter Zetsche redet Klartext. Im Zuge der Einführung des E-Autos werde man die Beschäftigung „beim Antrieb so früh wie möglich reduzieren“. Man habe „zwar die Verantwortung, das Personal, das an Bord ist, zu sichern – aber wir sehen keine Verantwortung, die Stellen zu sichern“. Das war im Februar. Heute kommen aus der Konzernzentrale plötzlich ganz andere Töne. Für die nächsten 13 Jahre sollen alle 130 000 Beschäftigten in Deutschland vor Kündigungen geschützt sein – eine Jobgarantie, wie es sie bei Daimler noch nie gab. Offenbar hat der Konzern plötzlich bemerkt, dass der geplante Umbau mit der Ausgliederung ganzer Sparten ohne die Arbeitnehmer nicht zu haben ist. Denn dem Übergang der Arbeitsplätze zu Tochterfirmen kann jeder Beschäftigte widersprechen. Daher plötzlich der neue Umgangston gegenüber der Belegschaft.

2004 kam die Jobgarantie, 2005 der Stellenabbau

Allerdings zeigt die Erfahrung mit Daimlers Jobgarantien, dass diese im Zweifel den Stellenabbau nicht verhindern, sondern nur verteuern. 2004 schloss Daimler eine für damalige Verhältnisse sensationelle Jobsicherung für fast acht Jahre ab. Doch schon 2005 baute der Konzern unter dem damaligen Mercedes-Chef Zetsche Tausende Stellen in der Autosparte ab. 2006 strich Daimler unter dem zum Konzernchef aufgestiegenen Zetsche weitere Tausende Stellen in der Zentrale und zahlte dafür hohe Abfindungen.

Dieses Jahr ließ sich Daimler nach monatelangen Verhandlungen breitschlagen, im Stammwerk Untertürkheim mit seinen 19 000 Beschäftigten gerade einmal 250 Stellen für die E-Mobilität zu schaffen. Das zeigt, wie schwer Jobzusagen fallen, sobald es konkret wird. Das Papier, auf dem Daimler seine langjährigen Jobgarantien verbrieft, hat aber bereits bewiesen, wie geduldig es sein kann.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de