Minister Winfried Hermann (links) und der Bahn-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla Ende April bei einer Sitzung des S-21-Lenkungskreises. Damals versprach Pofalla, sich für eine Förderung des Bundes für die Große Wendlinger Kurve stark zu machen. Foto: dpa

Am Übergang zwischen ICE-Neubaustrecke und Neckartalbahn droht ein Engpass, warnen Verkehrsminister Winfried Hermann und der Verkehrsclub Deutschland. Eine bessere Lösung wäre machbar, würde aber rund 75 Millionen Euro kosten.

Stuttgart - Der Bau der sogenannten großen Wendlinger Gleiskurve ist technisch möglich und würde rund 75 Millionen Euro kosten. Darauf hat am Dienstag Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hingewiesen – diesmal mit Verweis auf das Ergebnis einer Machbarkeitsstudie. Schon bei der jüngsten Lenkungskreissitzung der Stuttgart-21-Partner war Ende April gesagt worden, man wolle nach Wegen für die Finanzierung suchen. Damals wurden Gesamtkosten von etwa 80 Millionen genannt.

Bisher ist in der Planung für den neuen Bahnknoten Stuttgart nur ein Gleis für die Wendlinger Kurve vorgesehen, auf der Regionalzüge zwischen der künftigen ICE-Neubaustrecke und der Neckartalbahn von und nach Tübingen wechseln sollen. Inzwischen sieht man aber die Gefahr, dass – so Minister Hermann – „bei einem teuren neuen Bahnprojekt auf Jahrzehnte hinaus ein Engpass geschaffen wird“. Daher appellierte er am Dienstag mit Nachdruck an alle Beteiligten, „alles dafür zu tun, dass der Bau der großen Wendlinger Kurve möglich wird“.

Verband der Region Stuttgart mag kein Geld geben

Da der Bund dieses Projekt nicht in den Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgenommen habe, müssten nun die verschiedenen Partner rasch nach Wegen für die Finanzierung suchen. Geldbeschaffung, Plangenehmigung und Bauarbeiten müssten deshalb rasch erfolgen, weil sonst Verzögerungen für die Inbetriebnahme der Neubaustrecke zu befürchten seien.

Genau dies dürfe nicht passieren, sagte Thomas Bopp, Vorsitzender des Verbands Region Stuttgart (VRS), unserer Zeitung. Auch er betonte, das zweite Gleis für die Wendlinger Kurve wäre ein Gewinn für den Bahnknoten. Der VRS sehe sich bei der Finanzierung momentan aber nicht in der vordersten Reihe, denn man sei Träger des S-Bahn-Verkehrs, nicht des Regionalverkehrs.

Der Landesverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) zeigte sich erfreut über die technische Machbarkeit. Zwei Gleise seien zwingend nötig, um einen Engpass im Schienennetz aufzulösen. Alle Beteiligten müssten rasch die Finanzierung sicherstellen. Man dürfe jetzt auch nicht länger den aus VCD-Sicht „noch gravierenderen Engpass“ zwischen Feuerbach und Zuffenhausen übersehen.